Zusammen ist man weniger allein.

NEUE WOHNFORMEN Austausch von Projektgruppen aus Nürnberg und Umgebung.

Mit so viel Andrang hatte der Verein „Der Hof e.V. -Wohnprojekte Alt und Jung“ gar nicht gerechnet: Bei einem Informations- und Netzwerktag im Nürnberger Nachbarschaftshaus Gostenhof stellten Ehrenamtliche immer wieder neue Stühle auf, um alle Interessierten einen Sitzplatz zu bieten.

Die Koordinations- und Beratungsstelle für Wohnprojekte hatte nach zweijähriger Corona-Pause wieder zu einem Treffen geladen. Zahlreiche Wohnprojekte aus Nürnberg und Umgebung wurden mit Plakaten oder in Vorträgen vorgestellt. 26 Projektgruppen, die wiederum aus 20 bis 50 Mitglieder bestehen, haben sich in der Organisation „Der Hof“ zusammengeschlossen, berichtet die Vereinsvorsitzende Margarete Weidinger. Darunter gibt es neue Wohnformen, die noch in Planung sind, aber solche, die seit Jahren erfolgreich laufen.

Dazu gehört zum Beispiel das Mehrgenerationenhaus an der Marthastraße mit 62 Mietwohnungen, einer Kindertagesstätte und einem Café des Vereins „Wohnen und INtegration im Quatier“ (WIN e.V.). Es wurde bereits 2014 bezogen.

Vor einem Jahr zogen dann die ersten Mieter im neuen WIN-Projekt zwischen Marien- und Flaschenhofstraße ein. Hier stehen nun 35 Wohnungen für Menschen jeden Alters zur Verfügung. Demnächst richtet der Verein auch noch ein Quartiersbüro und eine Begegnungsstätte für BürgerInnen der Marienvorstadt in dem Gebäudekomplex ein. In beiden Objekten von WIN gibt es geförderten und frei finanzierten Wohnraum.

Allein um günstige Mietpreise geht es vielen Wohnprojekt-Teilnehmern nicht, weiß Magarete Weidinger. Sie suchen vielmehr Gemeinschaft und eine sinnstiftende Wohnform in der zweiten und dritten Lebenshälfte. Statt ganz allein im Reihenhaus zu sitzen, aus dem die Kinder schon lange ausgezogen sind, bevorzugen die Menschen eine lebendige Nachbarschaft, in der man sich kennt und gegenseitig unterstützt. Wer einziehen darf, entscheiden die Bewohner selbst.

Die Vielfalt der Organisationsformen ist enorm, berichtet Weidinger. Manchmal sind Stiftungen die Träger, manchmal Vereine oder Genossenschaften. Genossenschaftlich organisiert ist zum Beispiel „Anders wohnen“ in der Karl-Bröger-Straße, dass Senioren und Alleinerziehende zusammenbringt.

Als Gegenentwurf zum klassischen Mietverhältnis verstehen sich die über 160 Wohnprojekte, die in der Initiative „Mietshäuser Syndikat“ organisiert sind. In Nürnberg gehört der „Krähengarten“ in der Eberhardshofstraße dazu. Ein Mitarbeiter des Syndikats erklärte das Konzept: Die Mitglieder setzten unter anderem auf Selbstverwaltung, Solidarität untereinander und Unverkäuflichkeit der Häuser.

Quelle: Nürnberger Zeitung I Redakteurin: Clara Grau